Echtzeitanzeige für Kassettenrekorder

elektronisches Bandzählwerk mit 7-Segmentanzeige

Elektronik  Bedienung  Funktionsbeschreibung  Aufbau  Schaltplan  Platine  Software 

Einleitung

ein Kassettenrekorder im Regal
Telefunken TC 650M
Ende 2013 wollte ich in meinem seit vielen Jahren ungenutzt herumstehenden Kassettendeck eine Kassette abspielen. Das Telefunken TC 650M mit HIGHCOM™ Rauschunterdrückung stammt aus dem Jahr 1982 und nach der lange Nichtbenutzung waren dieses mal nicht nur beide Gummiriemen verschlissen sondern hatten sich auch die Zwischenzahnräder förmlich aufgelöst.
Nachdem das Gerät mechanisch wieder in einen funktionstüchtigen Zustand versetzt war habe ich mir die Mühe gemacht es auch elektrisch auf Vordermann zu bringen.
Das Gerät wurde dazu auf das BASF Chromdioxid Referenzband eingemessen, was auch der Auslieferungszustand ist. Aufnahmepegel und Vormagnetisierung für die übrigen Bandsorten leiten sich von dieser Grundeinstellung ab.
Bei der Verwendung von Chromsubstitutbändern wie z.B. TDK SA-X ergeben sich jedoch Schwierigkeiten bei aktiviertem HIGHCOM™, da diese Bänder einen höheren Wiedergabepegel als das Bezugsband aufweisen.
Ich habe noch einen Stapel fabrikneuer japanischer High-Bias-Bänder hier liegen die ich auch benutzen möchte. Dazu habe ich die Schaltung für die nicht weiter benötigte Bandsorteneinstellung FeCr(Typ III/IEC III) geringfügig modifiziert und in dieser Position auf das BASF Bezugsband U 564 W von 1987 eingemessen. Die in der Serviceanleitung vorgegebenen Sollwerte wurden jetzt für alle Bandsorten mit und ohne Rauschunterdrückung erreicht bzw. übertroffen. Mehr Informationen zu den verschiedenen Bandsorten hält Wikipedia bereit.
Die im Gerät integrierten HIGHCOM™-Module hatte ich in den 80ern bereits mit "Soft-Switching" ausgestattet und nach dem Einpegeln war das Kompandersystem nicht wiederzuerkennen.
Es sind keinerlei Pumpen, Atmen oder sonstige Artefakte hörbar, welche bisher gelegentlich den Hörgenuss etwas trübten.
Eine Aufnahme des auch vom Telefunken Entwicklungsteam als Kompandertest verwendeten Stücks "Tom's Diner" von Suzanne Vega kann ich nicht von der parallelen CD-Wiedergabe unterscheiden. Eine Überprüfung mit "Brothers in Arms" von den Dire Straits ergab das gleiche Resultat.
Zufrieden mit diesem Erfolg hätte ich das Gerät jetzt eigentlich wieder zuschrauben und im Rack verkabeln können.
Dann wäre die Geschichte hier zu Ende.

mechanisches und elektronisches Zählwerk
mechanisches und elektronisches Zählwerk
Aber irgendwie hatte sich in meinem Kopf die Idee festgesetz das mechanische Zählwerk durch eine Digitalanzeige zu ersetzen. Damit müsste ich den Riemen zum Antrieb des Zählwerkes nie wieder wechseln. Und wenn schon ein Mikrocontroller in dem Gerät zur Anwendung kommt, dann soll er doch bitte eine sekundengenaue Echtzeitanzeige bereitstellen. Das würde dem Gerät sicher gut zu Gesicht stehen und mir noch viele Jahre Freude daran bereiten.
Bei der Umsetzung der Aufgabenstellung hat mir eine Patentanmeldung der Robert Bosch GmbH aus dem Jahr 2002 nützliche Anregungen gegeben.
Die von mir gebaute Schaltung leistet Folgendes:
  • Anzeige der absoluten Bandposition in Minuten und Sekunden im Aufnahme-/Wiedergabe- und Spulmodus
  • Umdrehungszähler des Wickeltellers mit Ausgabe eines Stoppsignals bei Zählwerkstellung 0000
  • Anzeige der Kopfbetriebsstunden im Aufnahme- oder Wiedergabemodus
  • Anzeige vieler weiterer Daten (welche vorwiegend zum Debuggen dienten) möglich

Bedienung

Video herunterladen: mp4 | ogg
Wird nach dem Einlegen einer Kassette in den Aufnahme- oder Wiedergabemodus geschaltet beginnt das Zälwerk mit einer initialen Messphase.
Währenddessen zeigt das Display "CALC" und der Bedientaster ist gesperrt.
Ist die Messung beendet erscheint im Display die abgelaufene absolute Spielzeit "T" 5-stellig in H:MM:SS oder 4-stellig in MM:SS.
Es ist egal an welcher Bandposition sich die Kassette befindet, es ist kein Rückspulen und Nullen erforderlich!
Solange das Kassettenfach nicht geöffnet und der Rekorder nicht ausgeschaltet wird bleibt das Zählwerk mit der eingelegten Kassette "verheiratet".

Mit einem kurzen Tastendruck können weitere Werte rotierend in die Anzeige geholt werden.
Umdrehungen "U", rücksetzbare Kopfstunden "h" oder Gesamtkopfstunden "H".
Der letzte Tastendruck führt wieder zur Zeitanzeige.

Die Anzeige "U" für Umdrehungen gibt die Anzahl der Tellerumdrehungen an. Die Funktion entspricht genau der eines herkömmlichen mechanischen Zählwerks. Der Zähler ist an jeder Stelle mit einem langen Tastendruck rücksetzbar und steuert bei Erreichen der Zählwerkstellung "0000" den Nullstoppausgang an. Wenn der Kassettenrekorder über eine entsprechende Funktion verfügt, kann diese hierdurch ausgelöst werden.

Die Anzeige "h" zeigt die vollen Kopfstunden an.
Ein langer Tastendruck setzt den Zähler zurück. Hiermit kann z.B. an ein Reinigungsintervall erinnert werden.
Die Anzeige "H" zeigt die vollen Gesamtkopfstunden an.
Ein Ausschalten des Rekorders mit gedrückt gehaltener Bedientaste setzt den Gesamtbetriebsstundenzähler auf 0.
Man kann die Software bequem so anpassen, dass noch weitere Daten in selbst festzulegender Reihenfolge angezeigt werden zum Beispiel Banddicke, Bandlagen, Zeitfehler uvm.
Der Assembler-Programmcode ist ausreichend kommentiert um die dazu erforderlichen Änderungen durchzuführen.
Beim Öffnen des Kassettenfaches wird "CASS" angezeigt und der Werte für die abgelaufene Zeit "T" wird auf 0 gesetzt. Der Status "synchron" wird gelöscht und bei der nächsten Wiedergabe oder Aufnahme erfolgt erneut eine Initialmessung.

Funktionsbeschreibung

Ich komme nun zu etwas Mathematik, denn sie ist der Kern der Anwendung.
Die Herleitung der Formeln hier ausführlich zu erläutern ist mir allerdings zu mühsam.
Das Studium der o.a. Patentschrift und etwas Gehirnschmalz erlauben es dem Interessierten dies selbst nachzuvollziehen.
Der Lerneffekt dadurch ist nicht zu unterschätzen.

Die abgelaufene Spielzeit eines auf Spulen gewickelten Bandes ergibt sich nach folgender Gleichung 1:

Gleichung: Spielzeit = (2*Pi*Bandlagen*(Wickelkernradius+(Bandlagen+1)*(Banddicke/2)))/Bandgeschwindigkeit

Pi, Wickelkernradius und Bandgeschwindigkeit sind bekannte Konstanten.
Zur Lösung der Gleichung fehlen nun noch die Zahl der Bandlagen auf dem Aufwickelteller und die Banddicke.
Die Zahl der aufgewickelten Bandlagen ergibt sich aus Gleichung 2:

Gleichung: Bandlagen = (Radius_aktuell - Kernradius)/Banddicke

Ich benötige nun noch die Banddicke und den aktuellen Wickelradius, der umgekehrt proportional zur aktuellen Tellerdrehzahl ist und sich errechnen läßt durch Gleichung 3:

Gleichung: Radius = Timer1*Bandgeschwindigkeit*Zebra*Vorteiler_Timer1/(2*Pi*Controllertakt)

Mit dieser Formel sind wir jetzt schon sehr nah an der Hardware dran.
Die Werte für Timerwert, Vorteiler Timer und Controllertakt beziehen sich auf den die Umdrehungen des Aufwickeltellers messenden Timer im Controllerbaustein. Die Zahl der Weißfelder auf der Welle des Wickeltellers, siehe weiter unten, geht natürlich auch in die Berechnung ein.
Um die gesuchte Spielzeit abschließend berechnen zu können fehlt jetzt lediglich noch die Banddicke.

Zählwerkanzeige mit Bedientasten
Bei dieser TDK MA-G 90 wurde eine Banddicke von 12,0 µm ermittelt
Aber wie soll man an den Wert herankommen? Die Mikrometerschraube kann man ja nicht vor jedem Kassettenwechsel ansetzen.
Angeblich sind in die Gehäuse von C120, C90 und C60 Kassetten Bänder mit 9µm, 12µm und 17µm eingespult.
Die hier vorgestellte Schaltung hat jedoch bei meinen C90 und C60 Kassetten Banddicken ermittelt, die teilweise bis zu 2µm von 12µm beziehungsweise 17µm abweichen. C120er Kassetten oder Zwischengrößen standen mir während der Entwicklung nicht zur Verfügung.
Weil an meinem Rekorder keine Eingabemöglichkeit für einen Banddickenwert besteht und auch nicht angebaut werden soll und ich darüberhinaus nicht jede Kassette vor der Benutzung vermessen kann und will wurde ein Weg beschritten, die Dicke des Magnetbandes vom Rekorder selbst bestimmen zu lassen.
Dazu führt das Gerät im Wiedergabe- oder Aufnahmemodus nach einem Kassettenwechsel eine initiale Messphase durch. Der Controller ermittelt die momentane Winkelgeschwindigkeit des Aufwickeltellers über eine Sensoreinheit und berechnet daraus den Wickelradius. Mit dem Wert des Wickelradius der einige Umdrehungen vorher gemessen wurde kann nun mittels nach der Banddicke aufgelöster Gleichung 2 der gesuchte Wert errechnet werden. Dieser schwankt wegen der mechanischen Unzulänglichkeit des Compact-Cassetten-Systems und muss durch Filterung beruhigt werden. Die Anwendung nutzt verschiedene Filtertiefen um während der Synchronisierphase möglichst schnell zu einem gültigen Wert zu kommen und dann im weiteren Betrieb einen möglichst stabilen Wert sicherzustellen.

eine Kassette mit Messschieber und elektronischen Bauteilen liegen vor einem Kassettendeck
Digitaltechnik kann präziser als Mechanik sein
Wenn alle relevanten Werte innerhalb ihrer Grenzen und ausreichend stabil sind, nicht aber vor Beginn des Synchronisierfensters von 20 Umdrehungen wird die errechnete abgelaufene Zeit in die Anzeige übernommen, das Flag "Synchron" gesetzt und die Zeit im Display quarzgenau weitergezählt. Gerät und Kassette sind jetzt "verheiratet".
Am Ende des Synchronisierfensters von 50 Umdrehungen wird die Synchronisierung mit der bis dahin ermittelten Banddicke in jedem Fall erzwungen, auch wenn diese noch nicht stabil und korrekt sein sollte.
Im Aufnahme- oder Wiedergabebetrieb wird die Banddicke und die daraus abgeleitete abgelaufene Spielzeit im Hintergrund permanent weiter ermittelt. Die Spielzeit läuft besonders zum Bandende hin oder wenn die Banddickenermittlung stark schwankende Werte liefert etwas ungleichmäßig oder zieht langsam weg. Die quarzgeführte Zeit in der Anzeige wird bei Abweichungen zur permanent weiter errechneten Spielzeit langsam gleitend nachgeführt.
Beim Umspulen kann die angezeigte Zeit nicht mehr aus der Quarzzeit abgeleitet werden und wird in dieser Betriebsart aus den Bandlagen des Aufwickeltellers errechnet.
Weil die errechnete Spielzeit sich, besonders zum Bandende hin, bis zu einigen Sekunden von der Zeit in der Anzeige unterscheidet, könnte beim Wechsel von Wiedergabe (nachgeführte Quarzzeit) auf Umspulen (aus Bandlagen errechnete Zeit) ein sehr störender Sprung in der Zeitanzeige auftreten.
Damit dies nicht geschieht wird bei einem Stoppkommando der Bandlagenzähler auf denjenigen Wert gezwungen, für den errechnete Zeit und Zeit im Display identisch sind.
Die Umsetzung der entsprechenden Rechenanweisung in 8-Bit-Assemblercode hat mich doch etwas Mühe und Zeit gekostet und erfolgt nach folgender Gleichung 4:

Gleichung: Bandlagen = (Wurzel((Banddicke/2+Wickelkernradius)^2+Zeit*Banddicke*Bandgeschwindigkeit/Pi)-Banddicke/2-Wickelkernradius)/Banddicke

Im Aufnahme- und Wiedergabebetrieb werden alle 8 Sekunden beide Kopfstundenzähler bedient.
Ihre Tiefe von 24 Bit reicht für 37282 Stunden.
Beim Ausschalten des Kassettendecks werden die letzten Werte für Zählwerksstand, Banddicke und Kopfstunden sowie die Betriebsart ins EEPROM gerettet.
Nach dem Einschalten wird der Controller mit diesen Werten wieder initialisiert.
Der in dieser Anwendung minimale erreichbare Anzeigefehler beträgt ca. 2 Sekunden, was bei einer C90 Kassette ca. 0,1% Abweichung von der realen Bandposition bedeutet. Über viele Kassetten ermittelt liegt der mittlere Fehler bei unter 0,6% oder 15 Sekunden.
Wie werden die Abweichung ermittelt?
Eine C90 Kassette wurde mit SMPTE Timecode bespielt und ein Timecodeleser an den Kassettenrekorder angeschlossen. So lassen sich die Anzeigen von Timecode und Echtzeitanzeige an jeder Bandposition direkt vergleichen. Wenn die Startzeit verschiedener Lieder auf einer Kassette exakt vermessen ist lassen sich Abweichungen ebenfalls genau ermitteln. Man kann auch ab Bandanfang eine Stoppuhr mitlaufen lassen oder prüft wie weit die Zeitanzeige nach dem Rückspulen von Null abweicht.

Aufbau

Wickelteller eines Kassettenrekorders mit Schwarz-weiß-Muster und Abtasteinheit aus 2 Lichtschranken
Abtasteinheit am Aufwickelteller
Da jeder Kassettenrekorder anders aufgebaut ist soll die nachfolgende Beschreibung lediglich als Beispiel für einen Umbau dienen.

Der Aufwickelteller ist bei meinem Gerät mit einem Streifenmuster bestehend aus 8 weißen und 8 schwarzen Feldern versehen, welche von 2 Reflexlichtschranken abgetastet werden. Dazu wurde eine entsprechende Vorlage im Rechner angefertigt, auf Papier ausgedruckt und der Streifen dann mit dünnem doppelseitigem Klebeband auf der Walze des Aufwickeltellers fixiert.
Die Lichtschranken A und B werden so angeordnet, dass eine auf die Mitte eines Weißfeldes gerichtet ist und die andere genau auf den Übergang zwischen einem Weiß- und einem Schwarzfeld zeigt.
Auf dem Foto links erkennt man bläulich 2 Infrarot-Leuchtflecken, die die beiden LEDs erzeugen. Das menschliche Auge nimmt hier in Wirklichkeit nichts wahr, der Fotoapparat "sieht" das IR-Licht jedoch.
Geringe mechanische Ungenauigkeiten haben keine nennenswerten Auswirkungen, da der Controller die Drehzahl des Wickeltellers immer über volle Umdrehungen ermittelt und sich so Schwankungen innerhalb einer Umdrehung ausgleichen.
Bei anderen Rekordern sind je nach mechanischem Aufbau möglicherweise segmentierte oder geschlitzte Scheiben oder Trommeln besser geeignet um die Tellerbewegung zu detektieren.
Verschiedene Sensoren sowie Verschmutzung des "Zebrastreifens" oder Verblassen des Drucks können Anpassungen an den dazugehörigen Komparatorschaltungen nötig machen um den richtigen Arbeitspunkt für die Lichtschranken einzustellen.
Wenn der Umdrehungszähler vorwärts und rückwärts unterschiedlich zählt oder irgendwie hakelig läuft ist das ein sicheres Zeichen für eine notwendige elektrische oder mechanische Justage der Lichtschranken.
Läuft das elektronische Zählwerk später in der falschen Richtung gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Korrektur:
- die Tabelle zur Drehgeberdekodierung in der Datei "daten.inc" ändern
- die Signalausgänge Geber A und Geber B vertauschen
- den Blickwinkel eines Gebers auf dem Radumfang um ein Feld in oder gegen die Drehrichtung versetzen

Auschnitt aus dem Innenleben des Kassettendecks
vom Sensor Wickelteller
Sensor Kassettenfach
Anzeige und Tasterblock
Kabel von Anzeige- und Tasterblock, Lichtschranke C und Abtasteinheit
Eine dritte Lichtschranke C ist so in die Mechanik des Rekorders zu integrieren, dass eine eingelegte Kassette oder ein geschlossenes Kassettenfach detektiert wird.

Am Einbauplatz des ehemaligen mechanischen Zählwerks befindet sich jetzt eine Baugruppe mit LED-Anzeige und Bedientaster.
Das ist das Schwierigste überhaupt an dem ganzen Umbau. Schließlich soll sich die Anzeige so in die Front einfügen, als wäre sie schon immer da gewesen. Der ehemalige Rücksetztaster für das Zählwerk wirkt nun auf einen elektrischen Schließkontakt mit dem das elektronische Zählwerk bedient wird.

bestückte Elektronikplatine
auf der Hauptplatine laufen alle Leitungen zusammen
Im Chassis des TC 650M ist Platz frei um genau eine Platine nachzurüsten. Welche Option da ursprünglich mal vorgesehen sein könnte ist mir leider nicht bekannt. Ich kann mich aber freuen, denn meine Zählwerkplatine passt dort so gut hin als ob sie dafür gebaut wäre.

Schaltplan

Schaltplan der Echtzeitanzeige
Gesamtschaltplan mit Stückliste
Die Schaltung besteht im wesentlichen aus der 5V Versorgung, einem Controller ATMEGA 8 mit 4 MHz Quarz, 3 Lichtschranken, einem LM339 4-fach Komparator, den Anzeigetreibern und der 7-Segmentanzeige.
Die Anzeige kann 4- oder 5-stellig aufgebaut werden; bei 4-stelliger Nutzung wird einfach LED 1 nicht bestückt/angeschlossen. Damit der Controller die Anzeigedaten später richtig aufbereitet ausgibt muss die Software mit der entsprechenden Anweisung assembliert werden.
Ich habe bewußt darauf verzichtet elektrische Verbindungen zur Laufwerkssteuerung herzustellen damit die Schaltung universell einsatzbar ist. So ist für den Einbau in das eigene Gerät der Besitz der Schaltungsunterlagen nicht zwingend erforderlich. Der momentane Betriebszustand (Wiedergabe, Spulen, Stopp) wird über die Drehzahl des Aufwickeltellers erkannt.
Die Schaltung erwartet 12 Volt WECHSELSPANNUNG an ihrem Eingang, die direkt dem Trafo des Rekorders entnommen werden kann oder von einem separaten Trafo bereitzustellen ist. Die Stromaufnahme beträgt maximal 190mA und verringert sich bei 25% Displayhelligkeit auf 90mA.
Das Abschalten der Versorgungsspannung erkennt der Controller über Pin B4 worauf das Display und die IR-LEDs der Lichtschranken sofort deaktiviert werden, damit die Ladung im Speicherkondesnator C1 noch sicher für das Retten von Daten in das EEPROM ausreicht.
Bei Anschluss an die Gleichspannungsversorgung des Rekorders funktioniert dieser Mechanismus nicht!
Wenn das Laufwerk über eine Möglichkeit verfügt es durch einen Schließkontakt in den Stoppmodus zu versetzen, kann der entsprechende Ausgang der Steuerplatine dazu benutzt werden.

Platine

Bestückungsplan
Bestückungsplan als PDF zum Download
Die Schaltung wird auf einer einseitigen Platine mit bedrahteten Bauteilen herkömmlich aufgebaut. Es sind 5 Drahtbrücken erforderlich.
Platinenlayout und Software sind für Anzeigen mit gemeinsamer Anode oder Kathode ausgelegt.
Bei Verwendung einer Anzeige mit gemeinsamer Kathode werden als Transisoren T1 bis T5 NPN-Typen eingelötet und eine Lötbrücke von der gemeinsamen Emitterleitung nach Masse hergestellt. Um Anzeigen mit gemeinsamer Anode anzusteuern bitte PNP Transistoren einsetzen und die Lötbrücke von der Emitterschiene nach +5 Volt herstellen.
St7 ist der ISP-Header der im normalen Betrieb unbelegt bleibt, da er nur zur Programmierung des Controllers dient.
Da die unterschiedlichsten Anzeigen angeschlossen werden können gibt es dafür kein Platinenlayout: die Verdrahtung zum Display, dem Taster und der Nullstoppsteuerung ist nach eigenem Ermessen auszuführen. Die Anschlussreihenfolge der 8 Anzeigesegmente A bis G und dp kann frei gewählt werden.
Wenn im Bereich "Verdrahtung Port C" der Datei "tapetimer.asm" die reale Verdrahtung der Anzeigesegmente abgebildet wird leuchten die Zeichen später sinnrichtig.
Die grüne LED liegt parallel zum Nullstoppausgang des Controllers und hat keine weitere Funktion, sie kann zu Debugzwecken genutzt werden oder bleibt zusammen mit R16 unbestückt.

PDF-Symbol Platinenlayout der Steuerplatine als PDF

Telefunken TC 750

Telefunken Tapedeck TC 750
frisch restauriertes TC 750
Das Spitzengerät der T-Reihe von Telefunken kostete seinerzeit ca. 1100 DM.
Als Schüler konnte ich von diesem Kassettendeck mit Direktantrieb des Capstans natürlich nur träumen.
Neulich ergab sich die Möglichkeit ein nicht mehr funktionierendes Gerät preiswert zu erwerben.
Nachdem der zerstörte Tastenblock durch einen Eigenbau ersetzt, alle weiteren elektrischen und mechanischen Fehler beseitigt und das Gerät neu eingemessen war, musste natürlich auch dieses Deck die vorgestellte Echtzeitanzeige erhalten.
Das Gerät macht akustisch, elektrisch und optisch jetzt richtig was her.

Bei Fragen oder Anregungen kann gerne Kontakt mit mir aufgenommen werden.
Die Daten dafür befinden sich auf der Startseite.

Software

Die Software kann vor der Assemblierung in das hex-File an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.
Im Bereich "Definition fester Werte" wird z.B. die Anzahl der gewünschten Digits, der verwendete Anzeigentyp uvm. festgelegt. Mit vielen anderen Parameter kann bei Bedarf experimentiert werden.
Der Code ist entsprechend ausführlich kommentiert.

Download Software Tapetimersoftware V2.1 (Quellcode in Assembler) als zip-File

Das Einschalten des Geräts mit gedrückter Bedientaste führt in das Menü Optionswahl.
Anzeige: "Pn-s", n = Optionsnummer, s = Status
Jetzt kann durch kurzes Drücken auf den Taster die Option gewechselt werden.
Ein langer Tastendruck führt zur nächsten Option.
Zum Verlassen des Menüs den Taster so lange gedrückt halten, bis kein Menüpunkt mehr im Display erscheint oder Gerät ausschalten.

P1-A  kleines Anzeigekarussell, Anzahl der Werte weiter unten wählbar
P1-E  maximales Anzeigekarussell
 
P2-A  Anzeige/Taster normale Funktion, nach erfolgter Synchronisation leuchtet rechter Dezimalpunkt
P2-E  während initialer Messphase Anzeige "CALC", Taster gesperrt
 
P3-A  nach Einschalten ist Anzeigemodus Zeitanzeige "T"
P3-E  nach Einschalten wird der letzte Anzeigemodus geladen
 
P4-A  Betriebsstundenanzeige "h" in vollen Stunden
P4-E  Betriebsstundenanzeige "h" in Stunden mit einer Nachkommastelle
 
P5-A  Betriebsstundenanzeige "H" in Stunden / 10
P5-E  Betriebsstundenanzeige "H" in vollen Stunden
 
P6-A  alle Berechnungen mit festem Wickelkernradius 11,15 mm
P6-E  am Bandanfang kann ein kleinerer Kernradius erkannt und mit diesem gerechnet werden
 
P7-A  führende Nullen anzeigen
P7-E  führende Nullen unterdrücken (gilt nie für Zeitanzeige "T")
 
Cnnn Die Helligkeit der Anzeige mit jedem kurzem Tastendruck erhöhen. Rücksetzen nach 100%, nnn = Helligkeit in Prozent
 
X nn Die Anzahl der Anzeigemodi im kleinen Karussell mit jedem kurzen Tastendruck erhöhen. Rücksetzen nach Maximum, nn = Anzahl Anzeigemodi
 
nnnn Der Gesamtbetriebsstundenzähler "H" wird bei jedem kurzen Tastendruck um 10 Stunden erhöht, nnnn = Anzeige Gesamtstunden

Verschiedene Fehler werden zur Laufzeit erkannt (dient zum Debuggen).
Bei einem Fehler blinkt "FE-n", n = Fehlercode

FE-1  mehrere fehlerhafte Bytes im EEPROM, nicht sicher rekonstruiert
FE-2  ein oder mehrere fehlerhafte Bytes in EEPROM Bank A repariert
FE-3  ein oder mehrere fehlerhafte Bytes in EEPROM Bank B repariert
FE-4  ein oder mehrere fehlerhafte Bytes in EEPROM Bank C repariert
FE-5  falscher Sprung in die ISR Vektortabelle
FE-6  Überlauf Programmcounter
FE-7  in Abschaltroutine "sichere ins EEPROM" gelaufen
FE-8  Watchdog hat ausgelöst

Bei mehreren gesetzten Fehlern wird mit einem kurzen Tastendruck rotierend der nächste Fehlercode angezeigt.
Löschen aller Fehler durch einen langen Tastendruck oder Gerät abschalten.